Medikamentenengpässe: Landesregierung muss handeln
Hannover, 5. Dezember 2024 – Die Versorgung mit Medikamenten in Niedersachsen wird zunehmend herausfordernder. Eine kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten der WerteUnion, MUDr. PhDr. Jozef Rakicky, zeigt, dass 2024 offiziell ein Versorgungsmangel bei Medikamenten zur Behandlung von Asthma, HIV, Schilddrüsenerkrankungen und RS-Viren festgestellt wurde. Zusätzlich fehlt es in Niedersachsen an Kochsalzlösungen. „Die Landesregierung muss transparent und vorausschauend handeln“, fordert der Landtagsabgeordnete der WerteUnion.
Versorgung mit Medikamenten mangelhaft
Falls Medikamente nicht verfügbar sind und schwere Folgen drohen – wie z. B. Lebensgefahr für Patienten – kann das niedersächsische Gesundheitsministerium Notfallmaßnahmen erlassen. Im Jahr 2024 musste bereits fünfmal auf solche Maßnahmen zurückgegriffen werden.
Bei folgenden Präparaten wurde ein Versorgungsmangel festgestellt (Frage 3):
Asthmasprays: Für akute und chronische Atemwegserkrankungen.
Präparate zur HIV-Behandlung und Prävention: Essenziell für eine kontinuierliche Versorgung.
Schilddrüsenmedikamente: Unverzichtbar bei Schilddrüsenerkrankungen.
RSV-Behandlung: Kritische Medikamente, insbesondere für Kinder.
Kochsalzlösungen: Unerlässlich für Infusionen und Operationen.
„Der Mangel an so wichtigen Medikamenten ist ein Versagen der Gesundheitspolitik. Hier muss auch die Landesregierung ihrer Verantwortung gerecht werden“, fordert Dr. Steffen Grüner, Hausarzt und Landesvorsitzender der WerteUnion.
Landesregierung an der Medikamentenversorgung beteiligt
„Wir fordern die Landesregierung auf, umsichtig zu handeln und ihrer Verantwortung gerecht zu werden“, mahnt Dr. Steffen Grüner. Als Hausarzt kennt er die Situation aus der Praxis. Die Landesregierung sieht er in der Verantwortung, denn sie kann die Verteilung von Medikamenten koordinieren, eigene Vorräte anlegen und bei Versorgungsmängeln das Inverkehrbringen ausländischer Arzneimittel erlauben (§ 79 Arzneimittelgesetz – AMG). „Die Patientensicherheit muss immer ein zentrales Ziel erfolgreicher Landespolitik sein“, betont Grüner.
Transparenz gefordert
„Wir brauchen ein proaktives Informieren der Öffentlichkeit und transparentes Darstellen der Versorgungslage“, begründet MUDr. PhDr. Jozef Rakicky seine kleine Anfrage. Und tatsächlich zeigen die Antworten der Landesregierung Lücken auf. Die Landesregierung hat keine Informationen, ob Operationen aufgrund der Mangelversorgung verschoben werden mussten (Frage 1). Zudem gibt es kein vollumfängliches Bild zur Versorgung der Krankenhäuser mit Kochsalzlösungen (Frage 7).
Klare Handlungsempfehlungen für mehr Patientensicherheit
„Die Antwort der Landesregierung verweist auf das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) und scheint keinen eigenen Handlungsbedarf zu sehen“, wertet Dr. Steffen Grüner die Antworten der Landesregierung aus. „Aus Sicht der WerteUnion sind jedoch weitere konkrete Schritte sinnvoll“, ergänzt Grüner.
Forderungen der WerteUnion Niedersachsen:
Sicherstellung der Medikamentenversorgung: Aufbau eines landesweiten Notfallplans für den Fall weiterer Engpässe.
Transparenz und Monitoring: Einführung eines Systems, das die Medikamentenverfügbarkeit in Echtzeit erfasst und öffentliche sowie medizinische Einrichtungen informiert.
Förderung inländischer Produktion: Reduzierung der Abhängigkeit von ausländischen Lieferketten durch gezielte Investitionen in lokale pharmazeutische Hersteller.
Patientensicherheit: Sicherstellung einer transparenten Kommunikation mit betroffenen Patienten und umfassende Betreuung bei verschobenen Eingriffen.
Diese kurzfristigen Maßnahmen sind notwendig, bis auf Bundesebene eine Entbürokratisierung durchgesetzt wurde und marktwirtschaftlichere Mechanismen eine effiziente Versorgung ermöglichen. Die WerteUnion Niedersachsen ist sich bewusst, dass bis dahin für die sichere Patientenversorgung in Niedersachsen ein Mehr an staatlicher Einmischung notwendig ist.
„In den kommenden Wintermonaten werden wir die Lage auch weiterhin kritisch begleiten und für eine bessere Gesundheitsversorgung in Niedersachsen eintreten“, versprechen beide Ärzte.
Kontakt:
Armin Hensel
Pressesprecher WerteUnion Niedersachsen
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Bild von Steve Buissinne auf Pixabay