Tradition statt Tilgung: Tramm gehört zu Hannover!
Die zunehmende Tendenz, historische Persönlichkeiten unter heutigen moralischen und politischen Maßstäben zu bewerten, wirft Fragen zur Verhältnismäßigkeit und historischen Differenzierung auf. Heinrich Tramm war eine zentrale Figur der Stadtentwicklung Hannovers und hat die Stadt nachhaltig geprägt. Seine Verdienste um die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur sind unbestritten und ein wesentlicher Teil der hannoverschen Geschichte.
Historische Kontextualisierung statt ideologischer Reduktion
Die Reduzierung einer komplexen Persönlichkeit wie Tramm auf seine mutmaßliche Nähe oder Opportunität gegenüber dem Nationalsozialismus vernachlässigt den historischen Kontext, in dem er agierte. Menschen und ihr Wirken müssen im Lichte der Zeit bewertet werden, in der sie lebten, nicht allein nach heutigen, rückwirkend angelegten Maßstäben. Die Verdienste eines Mannes wie Tramm durch eine einseitige historische Interpretation zu relativieren, ist problematisch und führt zu einer Verzerrung der Geschichte.
Kulturelles Erbe und Identität bewahren
Öffentliche Ehrungen und Platznamen sind Ausdruck lokaler Identität und Teil des kulturellen Gedächtnisses einer Stadt. Tramm hat unzweifelhaft zur Entwicklung Hannovers beigetragen, und diese historische Leistung sollte nicht leichtfertig übergangen werden. Ein freiheitlich-konservatives Verständnis betont die Bedeutung von Tradition und Kontinuität, während der Versuch, durch Umbenennungen Geschichte umzuschreiben, zu einer Entwurzelung führen kann.
Moralischer Relativismus und Cancel Culture
Die Forderung nach einer Umbenennung des Trammplatzes beruht auf einer retrospektiven moralischen Verurteilung, die der Vielschichtigkeit historischer Persönlichkeiten oft nicht gerecht wird. Konservative Positionen warnen vor einem moralischen Relativismus, bei dem Personen aus der Vergangenheit vor allem anhand der ideologischen Maßstäbe der Gegenwart beurteilt werden. Stattdessen sollte es um eine ausgewogene Erinnerungskultur gehen, die das gesamte Wirken einer Person berücksichtigt.
Verdienste Heinrich Tramms und kein direkter NS-Bezug
Tramm war von 1891 bis 1918 Stadtdirektor von Hannover und prägte in dieser Zeit die Stadtentwicklung entscheidend. Besonders hervorzuheben sind der Ausbau der städtischen Infrastruktur, die Schaffung öffentlicher Einrichtungen sowie die Verbesserung der Mobilität durch das Straßenbahnnetz. Die Vorwürfe gegen ihn beziehen sich auf mutmaßliche Sympathien gegenüber dem Nationalsozialismus, die nach seiner Amtszeit aufkamen. Dies rechtfertigt jedoch keine pauschale Verurteilung seiner Verdienste.
Sparmaßnahmen und ideologisch motivierte Aktionen
Angesichts der Sparprogramme der Stadt Hannover, wie den Konsolidierungsprogrammen 10 und 11, erscheint es unangemessen, Ressourcen für symbolische Aktionen wie die Umbenennung des Trammplatzes zu verschwenden. Die Mittel sollten besser in dringendere städtische Aufgaben fließen, anstatt in ideologisch motivierte Projekte, die den städtischen Haushalt zusätzlich belasten.
Die WerteUnion Niedersachsen plädiert dafür, Heinrich Tramm in seiner Gesamtheit als bedeutende Persönlichkeit der hannoverschen Stadtgeschichte zu würdigen und sich gegen eine leichtfertige Umbenennung des Trammplatzes auszusprechen. Eine reflektierte Auseinandersetzung mit der Geschichte muss differenziert und aufklärend sein – nicht moralisch verurteilend oder symbolisch auslöschend.